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Gaststätte "Neustädter Schenke"


Geschichte

[1] Der Bier- und Weinschank auf der Neustädter Schenke wird im Unionsvertrag von 1583 geregelt. Nachrichten über den Bau der Schenke sind nicht bekannt.

Beschreibung

[1] Die Neustädter Schenke (Bild rechts), Neustädter Markt 27 (früher Nr. 907, 907A) ist der Jahreszahl nach der nächstälteste Gasthofbau (von 1601). Sie steht wohl an der Stelle eines älteren Baues, denn ein Kellerhals der Nordseite trägt die Inschrift: 1550.

Als dreistöckiger Aufbau (das Dachgeschoss nach dem Platze modern) mit massivem Sockel, mit zwei Erkern einheitlich durchgeführt, wird der Bau besonders geschätzt durch den reichen figürlichen Schmuck. Die Westseite kragt zweimal über.

Der Bilderschmuck dieses eigenartigen Baues ist selten in solchem Umfange wieder nachweisbar. Dargestellt sind in den Brüstungen des oberen Geschosses der Platzfront die neun Musen, wobei an Stelle der Erato die Musica tritt. Die Musen sind in nachstehender Reihenfolge mit folgenden Attributen wiedergegeben:

VRANIA                 Muse der Astronomie, mit zwei Flöten

CALIOPE               Muse der Epik, mit Gesangsnoten

EVTERPE              Muse der Lyrik, mit Pritsche (?) (eigentlich Flöte oder Doppelflöte)

THALIA                 Muse der Komödie, mit Füllhorn (eigentlich komische Maske oder Kranz)

MVSIKA                 Muse der Musik, mit Laute (sonst Geige)

MELPOMENE        Muse der Tragödie mit Dreiklang (Cymbel)

TERPSICHORE       Muse des Tanzes, mit Zither (sonst Harfe)

POLIMNIA             Muse der religiösen Lyrik, mit Geige (sonst Laute).

 

In den Brüstungen des ersten Stockes sind angebracht die Bilder der Planeten:

LUNA:             Frauengestallt, Mondsichel in der Hand, in einem von Delphinen

                         gezogenen Wagen

VENVS:           im Muschelwagen von Tauben gezogen, den Pfeil schießenden Pfeil

                         Amor an einem Bande haltend

GVLA:             als Frauengestallt mit Pastete (?) in der Hand, dahinter ein Eber.

                         Irrtümlich unter die Planeten gestellt, während sie als Gastrimarzia –

                         Fresserei unter die Laster gehört                                                                   

MERCVRIVS:  als Planet, gerüsteter Mann mit Merkurstab, zwei um einen Dreizack

                          gewundenen Schlangen

SOL:                als Planet, statt Apollo, als stolz sich zurücklehnender Gott, in der Linken

                        den Sonnenspiegel, von geflügelten Pferden gezogen

MARS:            als Planet, Krieger mit Schwert und Schild, im Wagen von zwei Füchsen

                         gezogen

BACHVS:        mit Weinlaub auf dem Haupte, Trinkbecher und Weinrebe in der Rechten

JVPITER:        als gerüsteter Mann, im Wagen von zwei Pferden gezogen

SATVRNVS:   als Planet aufgefasst, bärtiger Mann mit Sichel in der Linken, ein Kind am

                         Bein in die Luft haltend, mit einem Drachen durch die Luft rasend.

Im Erdgeschoss enthalten die Füllungen folgende Tierfiguren: Stier, Pferd, geflügelter Löwe, Einhorn, Hirsch, Löwe, zwei Pferde.

Die westliche Front zeigt die sogenannten neun guten Helden. Es sind hier dargestellt (von links nach rechts gezählt):

ALEXANDER | DAVID REX | CAROL 9 (us) MAG  9 (nus) | GODEFRID 9 (us) BVLO: (von Bauillon) Jahreszahl: AO ∙ DNI ∙ 1601 | IVLI 9 (us) CÆSAR | ARTVS REX | IVDAS MACHAB∙ | HECTOR TROIAN |. Der übliche neunte Held: JOSVA fehlt.

Über der Jahreszahl eine Fratze, die mit den Fingern den Mund aufsperrt und die Zunge zeigt.

 

Die Westseite ist auch in der architektonischen Behandlung von vornehmer Wirkung. Die Pfosten sind oben mit Flachornament im sogenannten Metallstil belebt, im Mittelgeschoss hübsche jonische, flachgeschnitzte Säulchen eingeschnitten, die auf Postamenten mit Flachschnitzerei stehend. In den Brüstungen dazwischen die Bilder der oben beschriebenen neun Helden.

Im Erdgeschoss sind Hermen in die Pfosten geschnitten, die teilweise wieder sehr charakteristisch sind. Namentlich auffallend eine mit Beinen in Form von gedrehten Schlangenschwänzen oder Zöpfen, ein Motiv, das auch am Erker des Kaiserhauses vorkommt. Die Brüstungen wieder in reichem Schnitzwerk im Metallstil belebt.

Im Innern ist von der alten Einrichtung wenig erhalten. Die Treppe liegt in origineller Weise links in der hinteren Ecke, sodass vorne die Zimmer alle um die Diele herum bequem zugänglich liegen (Bild links). Ihr Fußboden liegt etwas tiefer, jede Tür hat daher eine Stufe. Das linke vordere unterkellerte Erkerzimmer ist durch drei Stufen erhöht. Vom ehemaligen inneren Ausbau ist leider nur wenig erhalten.

Von den beiden alten Türen zu den Gaststuben ist die vordere durch ihre schöne Architektur erwähnenswert (Bild unten); alles Übrige ist modernisiert. Die eine dieser Türen ist charakteristisch. Aus dünnen profilierten Brettern zusammengenagelt, ist besonders auffallend die schon barock anmutende hohle gebogene Leiste, welche den mittleren Teil der Herme bildet. Die Tür selbst ist einfach, die Füllung innen aufgesetzt; die Deckleisten fehlen. Sehr ansprechend ist auch die Zier der sich verjüngenden Schäfte der seitlichen Stützen.

[4] Am Neustädter Markt 27, rechts vom Neustädter Rathaus wurde das Gebäude 1550 (Unterbau) als Gasthof errichtet. Die erste urkundliche Erwähnung der Ratsschenke stammte aus dem Jahre 1562. Acht Jahre später – 1570 – wird sie vom Stadtherren, Dompropst .. "anerkannt und privilegiert". Sie wurde als Als Ratsschenke der Neustadt errichtet.

Aus der Urkunde von 1562 geht nicht hervor, wann die Neustadt diese Schenke als einen ratseigenen Betrieb eingerichtet hatten, aber schon 1562 gab es zwei „Bierherren“, die die Schenke im Auftrag des Rates verwalteten.

Im 17. Jahrhundert wurde die Schenke vom Rat verpachtet und schließlich 1818 verkauft.

Der Oberbau stammte aus dem Jahre 1601, während das Kellergeschoß die Jahreszahl 1550 trug, also vermutlich von einem Vorgängerbau stammte. Es wirkte als zweiseitig durchgebildetes Eckhaus besonders mächtig.

Der 1601 errichtete Oberbau enthielt eine überreiche Fülle an der durch zwei Erker gegliederten Giebelseite und der Längsseite folgende Bilder:

An der nördlichen Giebelseite  in der oberen: Doppeladler; die Musen Urania, Caliope,  Euterpe, Thalia, Musica, Melpomene, Terpsichore, Polihimnia, Clio;  und noch ein Doppeladler.

In der Mittleren Reihe: die Gestirne Luna, Venus, Gula (Freßgier), mercurius, Sol, Mars, Bacchws, Jupiter und Saturnus.

In der unteren Reihe: Stier, Pferd, Drache, Einhorn, Hirsch, Löwe und  2 Hippokampen (ein Fabeltier, vorne ein Pferd, hinten ein Fisch) sowie eine Zierranke mit Pferdekopf.

Die westliche Längsseite hat nur eine Bilderreihe und zeigt die „neun starken Helden“: Alexander, David rex, Carolus magnus, Godfid Bulo (von Bouillon), Julius Cäsar, Artus rex, Judas Machabee und Hector Trojanus.

Zwischen Godfrid und Caesar befindet sich eine Fratze mit folgender Inschrift darunter: Anno domini 1601.

Am Kellereingang befindet sich die Jahreszahl 1550.

Das Erdgeschoß wurde mit männlichen und weiblichen Hermenpfeilern (Karyatiden) verziert. 

Die Schnitzereien wurden 1904 unter Leitung des Direktors Prof. Sandtrock restauriert. 

Am 22.3.1945 wurde das Gebäude durch alliierte Bomber zerstört.

Heute steht auf dem Platz der Schenke der Lamberti-Kindergarten, unter dem sich noch immer das alte Kellergewölbe von 1550 befindet. Das Gewölbe wurde inzwischen zu einem Treffpunkt für Jugendliche ausgebaut.

 (im Original übernommen)

Ansichtskarten

Text-Quelle:

 

Bildquelle:

- Ansichtskarten

- Foto / Bild

[1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4: Bürgerliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 129f 

[4] A. v. Behr, "Führer durch Hildesheim", Verlag A. Lax, Hildesheim 1910, Seite 21

 

Privatbesitz H.-J. Brand

[1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4: Bürgerliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1912; Tafel 16 nach Seite 128; Seite 130, 131  




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