Hildesheimer Geschichte(n)
815 - 1945
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Die Bennoburg


1.

 

In Astfala’s schönem Gaue,

Reich an üppig grünen Thälern,

die der Insterstrom durchschlängelt,

Und umkränzt von blüh’nden Hainen

Und von Bergen waldbekrönet, -

In Astfala’s schönem Gaue

Ließ, die Gattin sich erkiesend,

Und den Laren und Penaten

Huld’gend seine Opfer weihend,

Aus dem fernen Friesenlande

Sich ein edler Ritter nieder.

Benno war, so sagt die Chronik,

Dieses Edelinges Name,

Der die Herrschaft von Astfala,

Wie durch Macht und hohes Anseh’n

Und Trabantenmacht gewonnen,

So nicht minder stark und mannlich

Fürder zu behaupten wußte.

 

An des Berges Abhang bau’te,

Wo im Schatten alter Eichen

Sich das Aug‘ auf holde Fluren

Und in weite Ferne senket,

Eine Feste sich der Ritter.

Kühn und stattlich anzuschauen,

Weh’ten von den hohen Thürmen,

Die auf fels’gen Mauern ruhten,

Wie für ew’ge Dau’r gegründet,

Stolze Banner in die Lüfte,

Und das Horn des Thurmwarts tönte

Hell und muthig von den Zinnen,

In des Schloßhofs weitem Kreise

Rührte sich die Schaar der Knappen,

Wieherten die mächt’gen Rosse,

Und die blanken Schwerter klirrten

An den starken Panzermännern. -

Blickte wohl von fremden Burgen

Auch der Neid auf Benno’s Feste,

Sah gleichwohl die gier’ge Mißgunst

Auf den Herrscher von Astfala;

Mochte niemand es doch wagen,

Diesem Fehde zu verkünden;

Und so trotzte allen Mächten

Und der Mißgunst und dem Neide

Er auf seiner stolzen Feste. -

 

Aus dem hohen Säulenbogen

Des vom Bildner reichverzierten

Söllers, wie vom Felsenneste,

Trauend seiner Kraft, der Adler,

Sah herab auf die Gefilde

Freudentrunken, kühnen Blickes

Ob der Macht, so er gewonnen,

Ritter Benno, und zufrieden

Weidete des Mächt’gen Auge

Sich am blum’gen Insterstrande,

Wo schon mancher der Vasallen,

Treu dem Herren von Astfala,

Friedlich sich den Heerd gegründet.

Und im Uebermaß des Glückes

Sprach, gereizt vom Stolz der Herrschaft,

Der Gebieter, Ritter Benno,

Also, daß des Schlosses Hallen

Von dem übermüth’gen Worte

Gar bedeutsam wiederklangen:

„Für die Ewigkeit gebauet

Steht die hohe Ritterfeste;

Und von mir und meinen Enkeln

Sei hinfort der Gau befehligt!

Keine Macht wird diese Herrschaft,

Keine Macht der Enkel Hoheit,

Und den Ritterruhm des Ahnen,

So, des Stammes würd’ge Zweige,

Sie ohn‘ Fehl und sonder Makel

Wohlvererbet, je zerstören;

Und die Bennoburg wird glänzen

In der Nachwelt späten Tagen!“

Sprach’s und schaute voll Vertrauen

Nieder auf Astfala’s Fluren,

Die von ihm im Abendgolde

Lieblich ausgebreitet lagen.

Sieh‘, da nahet aus dem Thale

Still heran ein alter Barde,

Und zum hochgewölbten Burgthor

Wendet er die müden Schritte.

Vor den Ritter muß er treten,

Dieser fordert ihn zum Sange,

Und in hellen Jubeltönen

Heißt er ihn den Glanz Astfala’s

Und des Herrschers Ruhm verkünden.

 

2.

 

Vor dem Ritter steht der Barde,

Vor Astafla’s stolzem Herrscher,

Und im Arm die traute Harfe,

Greifet wundersame Töne

Aus dem Saitenspiel der Alte,

Und beginnt dann also singend:

 

„Es fliehen mit des Sturmes Eile

Die Jahre fort im ew’gen Zug,

Und sonder Rast und ohne Weile,

Zum Unglück diesem, dem zum Heile

Währt immerdar ihr rascher Flug.

 

Es flieht die Zeit auch mit den Jahren,

Das Alter nahet mit der Zeit.

Der alte Barde hat’s erfahren,

Er will euch treulich offenbaren

Die Lehre der Vergänglichkeit.

 

Mag auch im frischen Grün erwachen

Der heit’re Lenz auf uns’rer Flur,

In Farbenpracht der Sommer lachen: -

Der Winter wird’s zu Schanden machen,

Er tilget aller Anmuth Spur.

 

Es wechselt auf dem Erdenrunde

Stets neu das menschliche Geschlecht,

Und jeder Tag und jede Stunde

Giebt vom Vergang des Alten Kunde,

Denn nur das Neue hat das Recht.

 

Drum was an Hoheit, Macht und Schimmer

Des Reichthums auch der Mensch vermag,

Es ist vergänglich, dauert nimmer,

Es schwindet, stirbt und fällt in Trümmer,

Und selbst der Mensch fällt ihnen nach.

 

Wohl heben sich des Schlosses Zinnen

Auf festen Mauern himmelan,

Und Pracht und Glanz im Schlosse drinnen,

doch wird dem Sturze nicht entrinnen

Das Schloß zusammen dem Rittersmann.

 

Der Zahn der Zeit nagt an dem Besten,

Der Wassertropfen höhlt den Stein,

Der Barde will auch nicht mißtrösten, -

Doch mag von dieses Schlosses Resten,

Dereinst wohl wenig sichtbar sein.

 

Die Herrschaft von Astfala’s Auen

Kennt einst dem Namen nach man kaum;

Auf Macht und Erdenherrschaft bauen, -

Ihr mögt dem alten Barden trauen, -

Ist nur ein leere flücht’ger Traum.

 

Drum laßt euch, Rittersmann, nicht blenden

Vom Glanzgebild der Gegenwart,

In Schatten kann’s die Zukunft wenden,

Die nächste Stund‘ eu’r Glück beenden,

Denn das Geschick ist streng und hart.

 

Wohl liebt der Mensch das eitle Streben,

Am Grabe aber wird’s ihm klar,

Es sei ein Traum sein ganzes Leben;

Drum wollt das dreiste Wort vergeben

Dem Barden in dem Silberhaar!“ -

 

Also schloß der alte Sänger,

Und verschwand zur selben Stunde; -

Aber tief in sich versunken

Schaute ernst und starren Auges

Von der Bennoburg hernieder

Auf die Fluren von Astfala,

So im Duft der Abendämm’rung

Und in nächtlich-stiller Ruhe

Vor ihm ausgebreitet lagen,

Ritter Benno, und ein Seufzer,

Dumpf und schaurig und bedeutsam,

Den die hochgewölbte Halle,

Wie mit hohlem Geistermunde

Gar vernehmlich wiederhallte,

Hob den ahnungsschwangern Busen

Dieses Herrschers von Astfala.

 

3.

 

Sinnend schau ins Thal ich nieder,

Ringsum schweiget die Natur,

Und der Abend dämmert wieder

Auf der Heimath lieber Flur.

 

Mit dem innigtreuen Gruße,

Den dir meine Seele weiht,

Vaterstadt am Insterflusse,

Denk‘ ich der Vergangenheit.

 

Nahm hierher im Alterthume

Einst, so sagt das Chronikbuch:

Wohl ein Ritter, reich an Ruhme,

aus dem Friesenland den Zug.

 

Hier, wo jetzt am Eichenhaine

Mild der Abend niederthaut,

Und mein Blick die Leichensteine

Längstschlaf’ner überschaut;

 

Hier vor alten grauen Zeiten

Hatte jener Friesenheld,

sich die Herrschaft zu bereiten,

seinem Burgsitz sich erwählt.

 

Nach dem Burgherrn aber nannte

Bennoburg die feste man,

Und das Volk im Thale erkannte

Sich ihm treu und unterthan. -

 

Ringsum Alles ruhig, stille,

Keine Spur aus jener Zeit,

Die schier ganz des Schicksals Wille

Der Vergessenheit geweiht.

 

Längst verwesen, längst verschwunden

Ist, was hier in Glanz und Pracht

Vor Jahrhunderten bekunden

Thät des Ritters Benno’s Macht.

 

Selbst ihr altehrwürd’gen Eichen

Mögt mit eurem Zeugniß nicht

In die graue Vorzeit reichen,

Von der nur die Sage spricht!

 

Nur du, düst’rer Thurm da drüben,

Stehst ein Denkmal unverwandt,

Ganz allein noch überblieben

Aus dem alten Burgverband!

 

Doch statt daß auf deiner Spitze

Einst des Thurmwarts Horn erklang,

Zirpt in moos’ger Mauerritze

Jetzt ein Heimchen einsam bang.

 

Mit der Schwermuth dunklem Schleier

Zieht die stille Nacht empor,

Geisterhaft und nicht geheuer

Kommt mir diese stätte vor.

 

Ist’s ein Trugbild, ist es Wahrheit?-

Wie aus tiefster Vorzeit wallt

Dort heran in lichter Klarheit

Eines Barden Hochgestalt.

 

Naht mit leisem Elfentritte,

Silberglänzend wogt sein Haar

Ihm nach uralthei’ger Sitte

So vom Haupt‘, als Barte dar.

 

Sieh‘, dort unter jenen Eichen

Schwebtet er in sel’ger Ruh‘,

Und mit sanftem Friedenszeichen

Haucht er mir die Worte zu:

 

Ob nach Glanz und Macht auch hasche

Hier der Mensch und seiner Bahn,

In der Urn‘ einst ruht die Asche,

Und sein Glück war leerer Wahn!

Dichter

Entstanden

Quelle

unbekannt

unbekannt

Auf Hildesheimschem Boden: Aus dem Hildesheimschen Liederkranze; H. U. Lüntzel u. J. Graën, 1839



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