Hildesheimer Geschichte(n)
815 - 1945
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Die Bratwurst


 

„O Bratwurst, allerliebster Fraß,

Von Dichtern nie besungen,

Du schmeckst wohl allen Zungen.“

So sprach einst Rese, der Sergeant

In Hildesheim und stadtbekannt,

Daß er den Fraß oft übte,

Weil er sie himmlisch liebte.

 

„Geh, Tiedau! Hol mir eine Wurst

Aus altem Homburgs Hause,

Im Hoken bring mir für den Durst

Auch voll die kleine Krause.

Hier ist das Fläschchen, geh sofort,

du trinkst mal mit, Sergeantenwort,

Das darf man niemals brechen,

Zumal beim frohen Zechen.“

 

Er nahm das Fläschchen, ging und sang

Von Fritz, dem großen Sieger,

Und trillert so die Straß‘ entlang

Und stößt auf einen Krieger,

Der a la Luckner*, schön geputzt;

Er sieht ihn an, er staunt und stutzt,

Sieht einen Freund der Jugend,

gekrönt mit Kriegertugend.

 

Ein Hieb, vernarbt, theilt ihm der Roth

Auf seinen braunen Wangen.

Er fragt: „wie geht es, habt ihr Noth?

Ich fühle auch Verlangen.

Soldat in Mauern, ei das schimpft,

wofür der Held die Nase rümpft.

Ich folge Deutschlands Fahnen

Zum Ruhm für Hermanns Ahnen.“

 

„Du bist Soldat, bleib treu der Pflicht“,

Entgegnet ihm der Reiter,

„Doch daß es uns an nichts gebricht,

Das sag ich dir, und weiter

Ist Luckner Held und braver Mann,

Theilt Noth und Tod, er sprengt voran,

Haut in das Feindes Glieder,

Und achtet uns als Brüder.“

 

Der Tiedau wurde Roth und bleich,

starr sah er nah den Jammer,

Das Herz im Leibe schlug ihm, gleich

Dem größten Schmiedehammer.

Er ging nach Haus, zog aus den Rock

Und nahm sich einen Reisestock,

Damit im Gehen, gleich Hieben,

Den Säbel einzuüben.

 

Der Mutter bat er, die Montur

Sorgfältig aufzuheben,

so auch gesamt die Armatur

Und schwur bei seinem Leben:

Kühn will ich prüfen mein Geschick,

Ob’s führt zum Tod, ob’s führt zum Glück,

Zum Krüppelstand, zu Ehren -

Dies wird die Zukunft lehren.

 

Er traf den Freund und kam zum Corps,

Nahm dienst und schwur den Fahnen,

That sich bei mancher Schlacht hervor,

Den Weg zum Ruhm zu bahnen.

 

Er diente fünf ein halbes Jahr,

Bestand mit Glück all die Gefahr,

Bis lang ersehnten Frieden

Die höh’re Hand beschieden.

 

Schnell dienstlos, wurde guter Rath

Dem wackern Krieger theuer,

Er wünscht zu sein noch stadtsoldat,

Bereut sein Abenteuer.

 

Er nahm den Weg zum Vaterheim,

Kam trostlos an vor Hildesheim.

Ihn sah, vertieft in Rache,

ein Freund am Thore auf Wache.

 

„wie geht’s, Kamrad, lebt Rese noch?“

Fragt der entlass’ne Reiter.

„Der Krieg war mir ein süßes Joch,

Bestimmt zur Glückesleiter.

Doch kaum war Frieden, so entließ

Man Luckners Corps kalt, hart und hieß

Für Tapferkeit und Mühen

Brotlos sie weiterziehen.

 

Die Antwort war: „Am Osterthor

Ist Rese auf der Wache.“

Schnell trat nun Schalksinn bei ihm vor,

Er dacht: Straf‘ und Rache,

die tilgte ich durch einen Schwank.

„Leb wohl mein Freund, hab meinen Dank!

Ich will ein Pfiffchen machen,

Daß Hildesheim soll lachen.“

 

Am Osterthor, am selben Ort,

Potz alle Hagelwetter!

Wo Rese mich einst schickte fort,

Der Spaß wird mein Erretter;

Mein Glücksstern putzt sich hell und schön,

Wenn Homburg ist mit Wurst versehn.

Geh, Tiedau, geh und eile,

Der Spaß würzt Langeweile.

 

So dachte der Kriege. Die Mondur

War reinlich aufgehoben.

Um die Entweichungszeit der Uhr

Blüht volles Glück von Oben.

 

Er zog sie an und holt die Wurst,

Füllt auch die Resens langen Durst

Nun voll die kleine Krause

Im jetz’gen Kniepschen Hause.

Er kam zur Wache schnell und trat

Herein. Am selben Tische

Saß Rese staunend. Tiedau bat

Im ernst und Scherzgemische:

„Verzeiht, daß ich mich lang verweilt

Gesteh ich. Doch hab ich geeilt,

sie ist noch warm - die Krause“,

stieß er ins Schaumgebrause.

 

„Ich hoff, daß Sie, Herr Sergeant,

Den Aufschub mir verzeihen.

Es galt, das theure Vaterland

Von Feinden zu befreien.

Aus Pflicht als Deutscher zog ich’s vor

Und eilte erst zu Luckners Corps,

Half manchen Gegner strecken -

Die Wurst wird heut noch schmecken.“

 

Die wache lachte, Rese ward

Ergriffen. „Nie im Leben

Ist mir ein Spaß so seltner Art

Und drolliger gegeben.

Dich schicke ich, wenn mir der Tod

Mit Stundenglas und Hippe** droht,

auf deinen Schneckensohlen, Die Hippe ihm zu holen.“

 

Der Kommandant, ein wack’rer Mann,

Nahms Wort beim Strafverhöhre

Und sprach: „Das Kriegsrecht klagt dich an.

Doch rettet dich die Ehre,

Daß du fürs Vaterland den Tod

Verlacht und dich als Preis der Noth

Freiwillig hingegeben.

Sei frei, Dein Corps soll leben!“

  * Nikolaus von Luckner

** die Sense als Attribut des Todes in allegorischen Darstellungen

Dichter

Entstanden

Quelle

Johann Andreas Borchers

1832




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